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Gedanken zur Homöopathie

Homöo-Prophylaxe – Ist das überhaupt möglich?

Der Herbst ist schon weit vorangeschritten und die jahreszeittypische Erkältungswelle ist in vollem Gang. Wie jedes Jahr stellt sich die Frage, wie man am besten einer lästigen Erkältung, der Grippe oder Corona entgehen kann. Da heißt es Vorbeugen, und zu diesem Thema gibt es zahlreiche Ratschläge. Für die Anhänger der Homöopathie stellt sich natürlich die Frage, ob man denn mit der Homöopathie vorbeugen könnte.

Aber Prophylaxe mit Homöopathie, ist das überhaupt möglich? Widerspricht das nicht den Prinzipien der Homöopathie? Kann man ohne Symptome homöopathisch behandeln? Für den Homöopathen beginnt jede Erkrankung mit der Verstimmung der Lebenskraft. Das liegt weit vor der Manifestation von Symptomen auf der körperlichen Ebene. Von daher müsste die Homöo-Prophylaxe möglich sein.

Und was sagt Samuel Hahnemann dazu? Er spricht zweimal von der Schutzkraft einer homöopathischen Arznei. Einmal in der Fußnote (2) zu §73 Organon¹ und in der Reinen Arzneimittellehre². Hier nennt er Belladonna als Schutzkraft gegen Scharlach.

Hahnemann spricht nicht allgemein von der Schutzkraft homöopathischer Arzneien. Er hat im Fall von Belladonna die Erfahrung gemacht, dass es auch vorbeugend gegen Scharlach geholfen hat. Er spricht nicht davon, dass man die homöopathischen Mittel allgemein als Schutzmittel verwenden kann. Aber im Fall von Belladonna hat die Homöo-Prophylaxe funktioniert.

Scharlach ist eine Erkrankung, deren Symptome sehr gut bekannt sind. Die Erkrankung verläuft bei jedem in ähnlicher Art und Weise, deshalb kann Belladonna das Mittel für Scharlach sein.

Erkältungskrankheiten, Grippe oder Corona haben ebenfalls gut dokumentierte Symptome. Jedoch ist der Verlauf bei jedem Einzelnen individueller, als das bei Scharlach der Fall ist. Es gibt aber Symptome, die jedes Jahr wiederkehren und dafür müsste es möglich sein, ein vorbeugendes Mittel zu finden.

Es stellt sich nur die Frage, ob es einzelne Mittel geben kann, die sich, wie bei den bewährten Indikationen, immer für bestimmte Krankheitsgruppen einsetzen lassen. Bei der Erkältung wäre das beispielsweise Nux-v. oder Bryonia. Bei der Grippe könnte es Eupathorium sein und bei Corona eventuell Arsenicum. Aber dieses „könnte“ und das „eventuell“ suggerieren schon, dass es ein Versuch sein wird und individuell wird es wieder unterschiedlich sein. Vielleicht kann man im Laufe der Zeit, wenn man den Patienten besser kennt und man weiß, welche Mittel in der Vergangenheit geholfen haben und man rechtzeitig merkt, dass eine Krankheit im Anzug ist, das passende Mittel finden, das schon im Vorfeld hilft, das Schlimmste abzuwenden.

Vermutlich wird es mit der Homöo-Prophylaxe dabei bleiben. Bei einem Versuch. Und im Laufe der Jahre macht jeder persönlich seine Erfahrungen damit, ob es hilft oder nicht und wann der richtige Zeitpunkt für die Einnahme eines prophylaktischen Mittels gekommen ist. Aber ganz ehrlich, wie sieht es eigentlich mit der Prophylaxe außerhalb der Homöopathie aus? Laut RKI liegt die mittlere Wirksamkeit der Influenza-Impfung bei 41%³. Das ist weniger, als man vermuten würde und macht vielleicht doch Mut sich der Homöo-Prophylaxe zuzuwenden.

Alexandra Aicher


¹C. Classen: Hahnemanns Organon der Heilkunst. Studienausgabe für die Praxis. S. 140
²Hahnemann, Samuel: Gesammelte Werke. CD-ROM. Reine Arzneimittellehre Bd. 1. S. 14.
³RKI - Influenza - Wie hoch ist die Wirksamkeit der Influenza-Impfung?