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Die Vogelmittel in der Homöopathie

Die Freiheit der Lüfte – die Schwere der Erde – Vogelmittel in der Homöopathie

Am ersten Juliwochenende dieses Jahres richtete das Homöopathie Forum das erste Präsenz-Seminar in diesem Jahr aus. Im lichtdurchfluteten Lena-Christ-Saal der Stadthalle Germering stellte Johann Vielberth (Hannes) die Vogelarzneien in der Homöopathie vor. Nachdem Seminare aufgrund der Corona-Beschränkungen fast zwei Jahre nur online angeboten werden konnten, war es für viele von uns eine große Freude die persönliche Begegnung und den Austausch mit KollegInnen und dem Dozenten als eine ungleich intensivere Dimension zu erfahren.

Als Hannes im Jahr 2009 anfing, sich mit Vögeln zu beschäftigen, waren erst ca. 30 Arzneien aus diesem Reich erschlossen. Zu den ersten geprüften und vermutlich bekanntesten gehörten der Weißkopfseeadler (Haliaeetus leucocephalus, 1996 von Jeremy Sherr) und der Wanderfalke (Falco peregrinus disciplinatus, 1997 von Misha Norland), zahlreiche weitere, teils gut, teils weniger gut geprüfte folgten – inzwischen stehen weit über 100 Arzneien aus dem Vogelreich zur Verfügung.

Hannes berichtete auch von HAMSE Erfahrungen, die er von einigen seiner Kolleg*innen gesammelt hat, die das Mittel „Nachtigall“, Luscinia megarhynchos, eingenommen hatten und einige bemerkenswerte Dinge schilderten, die während dieser Zeit mit und um sie herum geschahen.

Für Patienten, die ein Vogelmittel benötigen, spielen die Themen Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit (ähnlich wie bei den Lanthaniden) eine besondere Rolle – dies kommt zum Ausdruck in einem ausgeprägten Verlangen zu reisen oder einer erheblichen Abneigung gegen Einmischungen von außen, auch in Form traditioneller Werte. Als Prototyp der Vogelarzneien kann man den Wanderfalken betrachten, ähnlich wie Lachesis als Prototyp der Schlangenmittel angesehen wird. Wie Hannes anhand mehrerer Fälle illustrierte, sind Menschen, denen dieses Mittel helfen kann, eher unkonventionell, oftmals gehen sie ungewöhnlichen Hobbies nach und übernehmen im Leben leitende Positionen mit viel Verantwortung, der sie perfektionistisch nachkommen. Die hohe Verantwortung und die damit einhergehende Belastung kann bei diesen Patienten ein Gefühl der Einengung hervorrufen, die sich gleichermaßen im Bereich der körperlichen Symptome widerspiegelt.

Anhand verschiedener Kasuistiken aus seiner Praxis hat Hannes uns wichtige Themen und Leitsymptome mehrerer Vogelarzneien nahegebracht, wie von Falco peregrinus disciplinatus (Wanderfalke), Buteo jamaicensis (Rotschwanzbussard), Haliaeetus leucocephalus (Weißkopfseeadler), Ardea herodias (Kanadareiher), Columba palumbus (Ringeltaube), Luscinia megarhynchos (Nachtigall) und Cygnus cygnus (Singschwan). Einige Motive und Symptomenkomplexe sind kennzeichnend für die gesamte Klasse der Vögel, wie beispielsweise Probleme im Hals-, Nacken- und Schulterbereich oder Blasenbeschwerden (Vögel haben keine Harnblase), Verlangen nach Freiheit und zu reisen, Naturverbundenheit, Vibrationsempfinden, Schwebegefühl, Flugträume, überwiegend ein hoher Energieumsatz.

Es war schön, von Hannes, der mit großer Begeisterung sein Wissen teilte, in der Gemeinschaft zu lernen und mal wieder gemeinsam zu lachen. An dieser Stelle möchte ich gern seine Buchempfehlung weitergeben: Die Möwe Jonathan von Richard Bach. Jonathan ist bereit, für die Vervollkommnung seiner Flugkunst und die Suche nach einem höheren Lebensziel den Ausschluss aus der Gemeinschaft in Kauf zu nehmen – frei zu sein von Einschränkungen und Begrenzungen als Inbegriff von Freiheit findet hier als Essenz der Vogelmittel einen ebenbürtigen Ausdruck.

Sandra Sofian