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Gedanken zur Homöopathie

Wissenschaftlicher Populismus als Kritik gegenüber der Homöopathie?

Wer den Text lieber auf Papier liest, kann ihn hier downloaden

Offener Brief Haderslev / DK d. 28.10.22
 

Wissenschaftlicher Populismus als Kritik gegenüber der Homöopathie?

Unter der Bezeichnung ”Homöopathie“ wird heute, letztendlich fälschlicherweise, bestimmte Arzneien verstanden - die sogenannten potenzierte Arzneien oder auch die in Deutschland als „Globuli“ bezeichnete Arzneien.

Der Begriff „Homöopathie“ ist vom griechischen abgeleitet und bedeutet „ähnlich dem Leiden“ und weist somit auf eine Situation / Tätigkeit hin und nicht auf eine bestimmte zubereitete Arzneiform. Ob eine Arznei homöopathisch ist, oder nicht, entscheidet sich auf welcher Grundlage, nach welcher Strategie, die Ordination einer Arznei erfolgt und nicht wie diese Arznei zubereitet wird. Somit kann es keine homöopathische Arznei an sich geben. Das bedeutet wiederum auch, dass jede Arznei welche auf eine bestimmte Strategie verordnet wird, in dem Augenblick als eine homöopathische Arznei bezeichnet werden kann.

Hinzu kommt dass zuerst die Homöopathie entwickelt wurde und erst später die potenzierten Arzneien ohne das sich etwas am Grundprinzip der Homöopathie dadurch etwas verändert hat. Das bedeutet wiederum, dass das was als Homöopathie in den letzten Jahren vermehrt kritisiert wurde und noch heute wird, überhaupt nichts mit der Homöopathie zu tun hat. Und dieses ist sehr bedenklich, wenn diese Kritik oftmals von Personen vorgetragen wird, welche in Namen der Wissenschaft die Homöopathie kritisieren und / oder sich selbst als Repräsentant-innen der Wissenschaft darstellen und / oder titulieren. Solche Kritik zeugt davon, dass hier nicht auf Grundlage von Quellen argumentiert wird, sondern auf Grundlage von irgendwelche konstruierte Vorstellungen. Jeder Schüler würde hier bei einer Prüfung durchfallen und daher sollte hier von wissenschaftlichen Populismus, sprich einem Missbrauch von den Begriff „Wissenschaft“ die Rede sein. Ich wundere mich, dass die medizinischen Fakultäten hier nicht eingreifen.

Es ist korrekt, dass innerhalb der Homöopathie die sogenannten Globuli verabreicht werden, diese bilden letztendlich jedoch nur ein Werkzeug innerhalb der Homöopathie und können, wie schon erwähnt, daher nicht als Grundlage für eine Bewertung der Homöopathie als solches angewendet werden.
Und wie schon erwähnt, existierte die Homöopathie zuerst in einer „Biochemischen“ Form bevor die potenzierten Arzneien entwickelt wurden. Erfahrungen mit Digitalis Purpurea, Hypericum Perforatum und Formen der heute angewendeten Schmerzmittel zeugen ja auch von einer „Biochemischen Homöopathie“. Die Homöopathie mit den potenzierten Arzneien gleichzusetzten ist somit direkt unwissenschaftlich und sollte als „Fake News“ angesehen werden.

Es war der deutsche Arzt Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) der die Homöopathie seinerzeit entwickelte und da die heutige Homöopathie nach den gleichen Grundprinzipien arbeitet wie Hahnemann sie entwickelt hatte, hat meines Erachtens Hahnemann zumindest einen ethischen „Copy Right“ auf die Bezeichnung „Homöopathie“. Die Grundprinzipien werden sehr eindeutig in Hahnemanns Spätwerk „Organon der Heilkunst“ von 1842 (herausgegeben 1921) in den ersten 70 Paragraphen des Werkes eindeutig beschrieben. Der Inhalt unterscheidet sich nicht von Hahnemanns erste Veröffentlichung über die Idee der Homöopathie im Jahre 1796 (siehe Hufelands ”Journal der praktischen Arzneykunde” den Beitrag ”Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneysubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen“. Erster Teil Bd. 2, 3 Stück S.391-439. und im zweiten Teil in 4. Stück, S. 465-561).

Das Heute noch nach den gleichen Prinzipien gearbeitet wird, kann jede-r ausgebildete-r Homöopath-in der Klassischen Homöopathie bezeugen.

Die Grundidee der Homöopathie wurde aus klinischen Beobachtungen und Erfahrungen entwickelt und besteht grundlegend aus folgenden Prämissen:

  • Ein neuer krankheitserregender Reiz kann eine bestehende Krankheit verdrängen.
  • Dadurch entsteht jedoch eine neue Krankheit.
  • Arzneien können bei einer Überdosierung bei gesunden Probanden eine künstliche Krankheit erzeugen.
  • Somit bildet die Arznei einen krankheitserregenden Reiz.
  • Wenn das totale künstlich erschaffende Krankheitsbild welches durch eine bestimmte Arznei bei gesunden Probanden erzeugt wurde, dem totalen natürlichen Krankheitsbild des Patienten ähnelt, dann wird diese Arznei verabreicht, und bildet erst dadurch eine homöopathische Arznei.
  • Durch die Ähnlichkeit der künstlichen Krankheit mit der natürlichen Krankheit entsteht nicht die Situation, dass eine neue Krankheit die vorherige verdrängt, sondern beide Krankheiten heben sich gegenseitig auf.

Das Grundkonzept der Homöopathie besteht somit daraus eine Krankheit mit einem anderen Krankheitserreger zu heilen. Da Arzneien bei einer Überdosierung „künstliche“ Krankheiten erzeugen können, werden Arzneien innerhalb der Homöopathie als Krankheitserreger angesehen und nicht automatisch als Heilmittel. Nur wenn eine Ähnlichkeit zwischen der natürlichen Krankheit des Patienten und der künstlichen Krankheit, welche von einer Arznei hervorgerufen werden kann, wird laut Hahnemann eine Arznei als Arznei wirken können. Dieses beschrieb Hahnemann schon 1796, lange bevor er die sogenannten potenzierten Arzneien entwickelte. Hahnemann begründet diese Methode mit das:

  • Eine Arznei welche auf einer homöopathischen Grundlage ordiniert wurde, ruft im Organismus eine primäre Reaktion aus. Diese Reaktion ähnelt die der natürlichen Krankheit und kann kurzweilig eine sogenannte „Erstverschlimmerung“ verursachen.
  • Darauf erfolgt eine sekundäre Reaktion welche entgegengesetzt dem Reiz der Arznei wirkt. Somit wird der Organismus dazu stimuliert nicht nur gegen den künstlichen Reiz der Arznei zu wirken, sondern auch gegen die natürliche Krankheit welche ja dem künstlichen Reiz ähnelt.

Das Krankheiten durch krankheitserregende Reize bekämpft werden wurde und wird auch in anderen Therapieformen wie der Klassischen Impfung und der Fiebertherapie angewendet.

Im gleichen Jahr als Hahnemann zum ersten Mal das Prinzip der Homöopathie veröffentlichte (1796) unternahm Edward Jenner zum ersten Mal eine Kuhpockenimpfung vor. Hier wurde auch ein Krankheitserreger (jedoch prophylaktisch) gegen eine andere Krankheit eingesetzt. Hahnemann äußerte sich konsequent kritisch gegenüber der damaligen Medizin mit Ausnahme von Sydenham und Jenner. Hahnemann erwähnt E. Jenner und seine Arbeit mehrmals in den verschiedenen Ausgaben des „Organon“. Ja in 1801 unternahm Hahnemann selbst versuche welches an einer Art von Impfung erinnert (Atropa Belladonna gegenüber Anzeichen vom Scharlachfieber).

Hinzu kommt dass die Homöopathie nicht mit abstrakten Krankheitsbezeichnungen arbeitet – wenn nur als Hilfsmittel. Die Ordination erfolgt auf ein genaues Studium des totalen psychosomatischen Krankheitsbildes. Hier ist somit von einer empirischen Arbeitsweise die Rede. Die Krankheitsklassifikation welches heute von der Medizin angewendet wird werden hingegen als abstrakte Krankheitsklassifikationen d.h. als Soziale Konstruktionen angesehen. Konstruktionen die sich im Laufe der Zeit verändert haben und in Zukunft geändert werden. Die Ordinationsgrundlage der Homöopathie ist jedoch Zeitlos, da das totale Klinische Krankheitsbild ungeachtet der Krankheit als Ausgangspunkt genommen wird. Die Frage ist hier ob es Wissen über eine künstliche Krankheit existiert welche nach dem „Simile Prinzip“ verordnet werden. Wer die Wirkung der Homöopathie auf Grundlage von Sozialen Konstruktionen untersucht und nicht auf Grundlage des psychosomatischen Krankheitsbildes, begeht einen Methodischen Fehler den es in der wissenschaftlichen Forschung so nicht geben darf.

Wie schon erwähnt begründete Hahnemann den Effekt der der Homöopathie damit, dass der Reiz der Arzneien einen Gegenreiz im Körper herbeiführt. Hahnemann sprach hier von einen primären Reiz der Arznei auf dem Organismus welche der natürlichen Krankheit ähnelt und sich durch eine Erstverschlimmerung bemerkbar machen kann, und einer darauffolgenden sekundären Wirkung die sich dann als Gegenwirkung (!) gegenüber dem Reiz der künstlichen UND der natürlichen Krankheit äußert. Da die Ärzte zu Hahnemanns Zeit mit giftigen Substanzen arbeiteten konnten die Erstverschlimmerungen zu sehr Kritischen Situationen führen. Daher begann Hahnemann zuerst die Arzneien zu verdünnen und viele Jahre später entwickelte er dann das Potenzierungsverfahren. Vielleicht wurde Hahnemann von der Entdeckung dass das reiben von zwei Metallplatten Wärme und somit Energie erzeugt inspiriert, da das Potenzieren eine Art von Reibung mit einbezieht.

Ich würde mir wünschen das Kritiker der Homöopathie sich wissenschaftlich mit der Homöopathie auseinandersetzen und keinen wissenschaftlichen Populismus verbreiten. Um die Homöopathie zu verstehen und kritisch zu betrachten, bedarf es die Anwendung der Hermeneutik und nicht (nur) deduktives Denken auf Grundlage von einer vorgegebenen bestimmten medizinischen Sichtweise.

In der Mathematik können konkrete „Richtig – Falsch“ aussagen gemacht werden. Dieses lässt sich bekanntlich nicht auf das Studium des Menschen und somit der Medizin übertragen. Dieses wäre nur möglich wenn die heutige Biologie und die Medizin eindeutige Antworten auf die Fragen nach der Gesundheit, Krankheit und der Therapie hätten. Dann könnte solches „Richtig Falsch“ denken angewendet werden. Dies ist bekanntlich jedoch nicht der Fall.

Deswegen sollte das wissenschaftliche Denken in mehreren Richtungen erfolgen.

Hinzu kommt das es „die Wissenschaft“ als solches bekanntlich nicht gibt und das Wissenschaft letztendlich „nur“ aus sehr verschiedenen Methoden besteht und nicht aus deren Ergebnissen. Diese bilden „nur“ Resultate der Forschung dar. Einige Ergebnisse können als gesichtet angesehen werden, andre können durch neue Erkenntnisse modifiziert oder ganz ausgetauscht werden. Deshalb können heutige Ergebnisse und erst recht Erkenntnisse alleine nicht als für „richtig - falsch“ Maßstäbe angewendet werden. Es besteht die Wahrscheinlichkeit dass die Medizin in 20 Jahren die heutige Sichtweise teilweise verwirft welches wiederum bedeutet, dass die heutige medizinische Grundlage für eine Beurteilung einer anderen Denk- und Sichtweise auf die Medizin als unzureichend oder gar falsch angesehen werden kann. Die Frage ist nicht nur was wir wissen sondern auch was wir nicht wissen.
Aus dem Grund sollten andre Ansätze in der Medizin wie die der Homöopathie und der Akupunktur nicht nur durch das heutige (unvollendete) Wissen beurteilt werden, sondern erst recht durch ein Verständnis der Homöopathie (der Akupunktur etc.) auf deren eigenen Prämissen. Auf Grundlage eines solchen Verständnis sollten dann wissenschaftliche Methoden erarbeitet werden um den Effekt oder Mangel des Gleichen zu erforschen.

Hinzu kommt das die verschiedenen wissenschaftlichen Methoden bekanntlich verschiedene Denkweisen voraussetzen. In der Medizin (Psychologie) wird im hohen Maße mit statistischen Wahrscheinlichkeiten gearbeitet, z.B. in Bezug zur wahrscheinlichen Wirkung einer Arznei, welches ein anders Denken voraussetzt als das Denken welches z.B. in der Physik angewendet wird.
Um die Homöopathie zu verstehen setzt es voraus, dass (auch) die wissenschaftlichen Methoden der Geisteswissenschaften angewendet werden wie z.B. die Hermeneutik. Erst durch ein Verständnis der Homöopathie können wie erwähnt, wissenschaftliche Methoden herausgearbeitet werden um die Wirkung der Homöopathie zu beleuchten.

Die reine Erfahrung sagt nicht darüber aus was Erfahren wird und wie wir Wissen über das Erfahrene erlangen können. Dies setzt das Denken durch die Denkfunktion voraus. Wie wir unser Denken anwenden entscheidet sich somit nicht durch die Erfahrung, sondern durch unser Denken welches kulturell vorbelastet ist. Dies gilt auch für die Idee der Wissenschaft und der Wahl der Wissenschaftlichen Methoden.

Die Erfahrung des Krankseins entscheidet somit nicht mit welchen wissenschaftlichen Methoden dieser Erfahrung begegnet wird.

 

Sönke Büsen
Deutscher Staatsbürger, wohnhaft in Haderslev / Dänemark und zukünftiger Patient mit dem Recht durch die Homöopathie in Dänemark / Deutschland und der EU therapiert zu werden, ohne vom wissenschaftlichen Populismus belästigt zu werden.

P.S. Da ich schon seit 1987 in Dänemark wohnhaft bin, muss ich davon ausgehen dass mir einige sprachliche – grammatische Fehler unterlaufen sind. Ich bitte hier um Entschuldigung.