Krebs ist ein schweres Thema in der Praxis. Auf der einen Seite für die Patienten, auf der anderen Seite natürlich auch für uns Behandler. Um in meiner jungen Praxis besser damit zurecht zu kommen, habe ich mir bei Heinz Huber Rat gesucht. Er war so nett, ein wundervolles Praxisseminar für uns zu gestalten und uns an seiner langjährigen Erfahrung aus Allgemeinmedizin, Palliativmedizin, Naturheilkunde und Homöopathie teilhaben zu lassen. Mit seiner Partnerin Andrea Klein-Huber gründete er unter anderem die Emil-Schlegel-Klinik. Nähere Informationen zu den Beiden finden Sie unter emil-schlegel-klinik.de, auch wenn die Klinik seit 2019 nicht mehr besteht.
Am 1.Tag legte Herr Huber den Schwerpunkt auf die klinischen Behandlungsprotokolle, verschiedenen diagnostischen Möglichkeiten und seiner Strategie in der Praxis. Neben Homöopathie unterstützt er seine Patienten auch mit Ernährung, Hyperthermie, Atemtherapie, Meditation und Yoga, Infusionen und vielem mehr. Dabei achtet er sehr auf die individuellen Bedürfnisse seiner Patienten, denn keine 2 Fälle sind gleich. Insbesondere die Ursache für die Erkrankung gilt es herauszufinden und aufzuarbeiten. Bei manchen Fällen liegt die Ursache zu 90% im seelischen Trauma und 10% bei der Ernährung. Andere Konstellationen können z.B. 10% familiär und 90% ernährungsbedingt sein, usw.. Um mehr Zeit für diese Arbeit zu gewinnen, ist es manchmal nützlich auf Chirurgie, Chemo und Co zurückzugreifen.
Bei allen Patientenbehandlungen gilt es auch immer sich selbst kritisch im Blick zu haben. Die Ängste und Sorgen der Behandler beeinflussen auch das Therapieergebnis. Unsere Gefühle können aber auch wichtige Hinweise auf die Wahl des homöopathischen Mittels geben. Mit autogenem Training und einem 2. Wohnsitz in Costa Rica hat der Dozent seinen passenden Ausgleich zur Arbeit gefunden und empfiehlt, dass wir uns davon inspirieren lassen unseren Weg zu einem gesunden Gleichgewicht zu finden.
Am 2. Tag diskutierten wir Fälle die Hoffnung machen. Ganz nach den Vorgaben von Samuel Hahnemann und Dario Spinedi, betont Herr Huber, dass er bei seinen Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs keine Experimente macht und sich auf altbewährtes verlässt. Die homöopathischen Arzneien zur Tumorbehandlung sollten auch Tumoren in ihrem Arzneimittelbild haben. Dabei empfiehlt er z.B. auch die Literatur von Emil Schlegel, der sich lange mit der Behandlung von krebskranken Patienten beschäftigte. Zu seinen Ehren nannte er seine Klinik 2009 „Emil-Schlegel-Klinik“.
Die diskutierten Fälle machten klar, dass man nie sagen kann, wie es ausgeht. Ganz nach dem Motto „Totgeglaubte leben länger“ konnte der Dozent Fälle aus seiner Praxis präsentieren, die zur palliativen Behandlung kamen und am Ende über viele Jahre als geheilt nachbeobachtet werden konnten.
Häufig beginnen die Fälle mit einer Akutverschreibung für die aktuell dringendsten Probleme, wie z.B. Ängste oder Suizidalität, gefolgt von bewährten Tumor-Arzneien. Laut Herrn Huber ist Conium dabei ein unterschätztes Mittel, es sollte zu den Polychresten gezählt werden und erwies sich in seiner Praxiserfahrung als sehr hilfreich. Schlüsselsymptom ist häufig, aber nicht ausschließlich, unterdrückte Sexualität in irgendeiner Form. Auch die Nosoden spielen bei der Behandlung eine große Rolle. Insgesamt ist mir aufgefallen, dass er die Mittel häufiger wechselt, als ich das in meiner Praxis gewöhnlich tue. Je nach Entwicklung der Symptomatik kann das z.B. wöchentlich der Fall sein. Neu auftretende, oder alte Symptome spielen dabei eine wesentliche Rolle. Ganz so wie es im Organon unter den Paragraphen zu den einseitigen Krankheiten nachzulesen ist (§ 173ff). In einem der Fälle gab z.B. ein neu aufgetretenes Gerstenkorn den ausschlaggebenden Hinweis auf das passende Folgemittel. In der Theorie wechseln Tumorsymptome mit konstitutionellen Symptomen und je nachdem welches gerade vorherrscht, wird die entsprechende Arznei verordnet. Dabei muss allen Beteiligten klar sein, dass es sich bei der Behandlung von so tiefgreifenden Erkrankungen wie Krebs um einen „Marathon“ handelt und nicht um einen „Sprint“. Selbst nach Remission behandelt Herr Huber seine Patienten weiter, um einen Rückfall möglichst zu verhindern.
Um den Herausforderungen der Krebsbehandlung gerecht zu werden empfiehlt Herr Huber einen guten Plan zu haben:
Ich hoffe, dass es in Zukunft bald wieder ein Seminar mit Herrn Huber in Gauting geben wird.
Martina Rusch