„Es ist eigentlich unsere spirituelle Pflicht, glücklich zu sein." Dieser ziemlich provokante Satz ließ manchen Teilnehmer beim ersten Seminarabend unserer Reihe „Homöopathie meets Psychologie Anfang Mai erst einmal schlucken. Was ist Glück eigentlich? Woher kommt es – und wie kann ich es am besten festhalten, wenn es mir begegnet? Sind es nicht häufig einfach äußere Umstände, ob ich glücklich bin oder nicht? Diese und ähnliche Fragen drängen sich jedem von uns auf beim Thema Glück. Dr. Otto Zsok, Leiter des Süddeutschen Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse, beschäftigte sich einen ganzen Abend mit der Frage: „Sinn und Glück – einfach dasselbe? Von der hohen Bedeutung einer heilenden Lebensbilanz”.Gerade wir Homöopathen begegnen in unseren Anamnesen immer wieder Lebensbiografien. Wir nehmen Anteil an geglückten, aber leider viel häufiger an weniger geglückten Lebensentwürfen, weswegen Menschen ja nicht selten erkranken. Doch während ihrer Arbeit sind Therapeuten selbst immer auch mit ihrer eigenen Person und Persönlichkeit konfrontiert: Was ist der Sinn meines Lebens, was ist der Sinn eines ge-glück-ten Lebens?
Für Dr. Otto Zsok drückt sich Glück am besten in dem Bild eines tief in das Spiel versunkenen Kindes aus. „Das ist die Quintessenz allen irdischen Glücks, das Glück des Schaffenden." Hohe Konzentration, Selbstvergessenheit, Erfüllung, mit sich selbst im Flow zu sein, das ist die höchste Form des Glücks. Die Freude am schöpferischen Tun würde bei sehr vielen Menschen ein Glücksgefühl auslösen. Dabei meint schöpferisches Tun nicht nur Kreativität im künstlerischen Bereich. In jedem Lebensbereich kann man schöpferisch tätig sein: im Job, mit den Kindern, beim Kochen, im Garten, bei einem Hobby usw. Wichtig ist es aber, sich im Tun nicht zu überfordern, was oft ein Burnout zur Folge hat, sich aber auch nicht zu unterfordern, was zur Depression führen kann. Entscheidend sei eine gesunde Spannung dessen, was man zu realisieren in der Lage ist. „Wenn ich meinem Wesen und seinen Aufgaben gerecht werde, empfinde ich Glück." Der Sinn im Tun und im Leben sei letztlich der Wegweiser zum Glück. Durch schöpferische Werte erlebt ein Mensch Sinn. „Der Mensch ist der Künstler und das Kunstwerk zugleich." Es sei unsere Aufgabe, an uns und unserem Leben zu arbeiten. Herausforderungen anzunehmen und auch mal über sich selbst hinauszuwachsen seien die besten Momente im Leben, die uns ein Glücksgefühl bescheren, uns aber auch persönlich weiterbringen.
Wer sich stärker mit der eigenen Lebensbiografie befassen möchte, dem empfiehlt Dr. Otto Zsok „Das kleine Büchlein der heilenden Lebensbilanz", das er selbst entwickelt hat. Dieses Büchlein, das eine tiefere Selbstbegegnung fördert, ist beim Süddeutschen Institut für Logotherapie und Existenzanalyse erhältlich.
Die Frage nach Sinn und Glück im Leben hat wohl jeden schon beschäftigt. Dr. Otto Zsok verstand es, die Seminarteilnehmer mit seinem Vortrag total in den Bann zu ziehen und ihnen viele neue Aspekte dieser immer wieder bedeutsamen Frage aufzuzeigen bzw. auch die Antworten dazu zu liefern. Als es um das Thema der heilenden Lebensbilanz ging, sah man viele in sich gekehrte Gesichter. Es sei nicht nur wichtig, einen Sinn im Leben für sich zu erkennen, sondern sich auch mit dem gelebten Leben, also sprich der Vergangenheit, auszusöhnen. „Nimm dein Leben wie es ist und begegne jedem Tag mit heiterer Gelassenheit.”
Der Vortrag von Dr. Otto Zsok wurde aufgezeichnet und kann bei uns zum Seminarpreis nachgehört werden. An der Aufzeichnung Interessiert? Im Seminararchiv finden Sie diesen und weitere Vorträge zum Kauf.
Michaela Muffler-Röhrl