Herbstzeit ist Pilzzeit. Eine gute Gelegenheit, sich mal wieder an das Naturreich der Pilze zu erinnern. In der Homöopathie spricht man meist von den 3 Naturreichen Mineralien, Pflanzen und Tieren. Dabei gibt es doch noch die Welt der Pilze. Wesen, die sowohl Eigenschaften von Tieren als auch von Pflanzen aufweisen und somit als eigenes Reich dazwischenstehen.
Pilze bieten uns umfangreiche Therapiemöglichkeiten, sowohl als Pilzpräparate als auch homöopathisch aufbereitet. Erfahrungen aus der traditionellen chinesischen Medizin, als auch neuere Forschungen bis hin zu neuen homöopathischen Arzneimittelselbsterfahrungen zeigen uns das breite Wirkspektrum.
Anneliese Barthels hat sich viele Jahre mit diesen Wesen befasst, ist eine absolute Pilzspezialistin und hat ein sehr interessantes Buch darüber geschrieben: Pilze in der Homöopathie und der Naturheilkunde (ML Verlag), 2. und erweiterte Auflage von 2022.
Darin gibt es ein Kapitel über Pilze im Allgemeinen und in der Naturheilkunde. Dort werden die vielen Pilzgattungen vorgestellt, die Rolle der Pilze als Recycler in der Natur, die Rolle als Kommunikationsmittel in der Natur (Stichwort „Wood-Wide Web“), Wirk- und Inhaltsstoffe, und vieles andere mehr bis hin zur Rolle bei Volksbräuchen und Aberglauben. Pilze sind wie Zauberwesen in einer magischen Welt: sie berauschen, können Krankheiten hervorrufen, vergiften, zerstören aber auch heilen. Anneliese Barthels ist fasziniert von ihrem alchemistischen Können im Sterbe- und Werdeprozess und ihre Vermittlerrolle im Austausch der Informationen in der Pflanzenwelt.
Ganz speziell wird natürlich auf die Rolle der Pilze in der Homöopathie eingegangen. Welche Symptome führen uns in die Welt der Pilzmittel? Wichtige Schlüsselworte der Pilze sind zum Beispiel: Eindringen, fressen, durchbohren, durchdringen, verbreiten, Gefahr, Stärke, Egoismus, Abbauen, Erneuern, Nostalgie um nur einige zu nennen. Dabei ordnet Anneliese Bartels die Pilze in die 6. Superklasse, also in die Klasse entsprechend der Uranserie bei den Mineralien bzw. der Asteridae bei den Pflanzen ein. Es werden die gemeinsamen Merkmale von Gemüts- und Körpersymptomen und die besonderen und auffälligen Symptome von einzelnen Pilzarzneien beschrieben und mit den Themen der Uranserie verglichen.
Es wird auf 50 homöopathische Pilzmittel eingegangen darunter die bekannteren wie Agaricus, Bovista, Candida, Penicillinum, LSD und Secale. Aber wir lernen, dass es viele andere mehr gibt.
In einem großen Kapitel des Fachbuches werden drei Studien nach homöopathischen Prinzipien zu neuen Pilzen beschrieben: Echter Zunderschwamm Fom-f., Birkenporling Pipt-b und Schopftintling Copr-c. Die Protokolle sind nach Symptomenschwerpunkten aufgeführt. Mit den Aufzeichnungen von bereits gut gelaufenen Fällen werden die neuen Arzneimittelbilder vervollständigt und verständlicher. Ergänzt wird dieses Kapitel von der Dokumentation einer von Anne Schadde geleiteten Arzneimittelselbsterfahrung (HAMSE) zu Ganoderma lucidum, dem Reishi-Pilz, während der Corona-Pandemie.
Das Repertorium im Anhang erleichtert die Arzneimittelwahl bzw. die Verschreibung von Pilzmitteln.
Beim Lesen dieses wirklich spannenden Buches bin ich eingetaucht in die Welt der Pilze und habe viel Neues gelernt. Ich denke, ich werde in Zukunft öfter auch mal an ein Pilzmittel denken. Damit möchte ich jedem, der von Pilzen fasziniert ist oder sich begeistern lassen möchte, dieses Buch ans Herz legen.
Dr. rer. nat. Susanne Schnittger
Anneliese Barthels
mgo fachverlage GmbH & Co. KG; Kulmbach
2. erweiterete Auflage 2022 (20. Juli 2022)
352 Seiten, Gebundene Ausgabe
ISBN 978-3964746030
€ 39,95
Übrigens: Anneliese Barthels hat 2022 ein interessantes Seminar mit dem Titel: Pilze – unser Wood-Wide Web – nicht nur aus homöopathischer Sicht in unserer Akademie gehalten. Interessiert? Sie können die Aufzeichnung in unserem Seminararchiv ganz einfach nachbuchen.